Ist ‚der Nationalstaat‘ ein Produkt oder ein Opfer ‚der Globalisierung‘?

Sieben Thesen zur Beziehung von Nationalstaatsmodell und Globalisierungsprozessen. Von Tobias Werron

Online seit: 30. Oktober 2019

In der Globalisierungsliteratur gibt es zwei große Erzählungen zur Beziehung von Nationalstaat und Globalisierung. Die erste (und längere) handelt von der Globalisierung des Nationalstaats und legt nahe, das heutige Nationalstaatssystem primär als Produkt der Globalisierung zu beschreiben; die zweite (und kürzere) setzt Globalisierung tendenziell mit De-Nationalisierung gleich und legt nahe, den Nationalstaat primär als Opfer der Globalisierung zu sehen.

Die längere, meist von Historikern und historischen Soziologen erzählte, ist eine Aufstiegs- und Expansionsgeschichte. Sie handelt davon, wie im frühen 19. Jahrhundert die ersten und anschließend in Wellenbewegungen viele weitere Nationalstaaten entstehen, die nach und nach alle alternativen Formen der Staatsorganisation vom Erdball verdrängen, bis schließlich die ganze Welt mit Nationalstaaten überzogen ist. Sie kommt in der Graphik (siehe gegenüberliegende Seite) anschaulich zum Ausdruck (aus Wimmer/Min 2006: 870):

Die kürzere Geschichte wird dagegen meist von Soziologen, Politikwissenschaftlern und Ökonomen erzählt. Sie ist eine Abstiegs- oder Erosionsgeschichte, die einen Umbruch von einem nationalen zu einem globalen Zeitalter behauptet, der seit etwa dreißig oder sechzig Jahren die Grenzen des Nationalstaats erodiere sowie die kulturelle Homogenität und politische Steuerungsmacht des Nationalstaats relativiere (z.B. Albrow 1996; Urry 2000; Beck 2002).

Der Nationalstaat ist ein diskursives Modell, das seit dem 19. Jahrhundert weltweit zum „geistigen Diebstahl“ bereitsteht.

Wie passen diese scheinbar widersprüchlichen Erzählungen zusammen? Man könnte sie für ein unvermeidbares Nebenprodukt disziplinärer Arbeitsteilung halten, was auch die übliche Sichtweise zu sein scheint, wenn man sieht, wie rar die Kontakte und Überschneidungen zwischen diesen beiden Diskursen bis heute gesät sind (für interessante Ausnahmen Mann 1997; Holton 1998; Hutchinson 2005; Sassen 2005; Eisenstadt 2006; Pryke 2009). Ich möchte vorschlagen, sie als eine Art Gründungsparadox der Globalisierungstheorie ernst zu nehmen, das wir pflegen und heuristisch produktiv machen sollten. Denn die theoretisch spannenden und auch praktisch bedeutsamen Fragen zeigen sich nach meinem Eindruck häufig erst, wenn man die historische und die zeitdiagnostische Perspektive aneinander zu schärfen versucht: Welche Teilprozesse der Globalisierung weisen eher in Richtung Förderung und Stärkung von Nationalstaaten, welche eher in Richtung Schwächung und Relativierung? Überwiegt im historischen Überblick eher die Kontinuität, wie sie die historische Erzählung, oder eher die Diskontinuität, wie sie die zeitdiagnostische Erzählung suggeriert? Welche langfristigen und kurzfristigen Entwicklungstrends zeigen sich, wenn man beide Geschichten in ein gemeinsames Vokabular übersetzt? Ließe sich die aktuelle Abstiegsgeschichte gar als Aspekt und Konsequenz der historischen Aufstiegsgeschichte erzählen?

Ausgehend von solchen Fragen möchte ich hier andeuten, wie sich diese beiden Globalisierungsinteressen verknüpfen und in ein gemeinsames Forschungsprogramm integrieren lassen könnten. Dabei interessiert mich insbesondere, was die soziologische Theorietradition (seit Weber und Durkheim) zur Präzisierung dieser Fragestellung beitragen kann, was m.E. voraussetzt, den Problem- und Thesenbestand dieser Tradition noch intensiver mit den Resultaten der neueren Nationalismus- und Globalisierungsforschung abzustimmen. Das ist eine Aufgabe, die sorgfältig bedacht und in vielen Hinsichten erst noch begrifflich vorbereitet werden will (dazu auch Werron 2010). Die folgenden sieben Thesen sollen einige mögliche Wegmarken dieser Reise markieren.

1. These: Der Nationalstaat als diskursives Modell

Die Grundsatzfrage (und zugleich das Motiv hinter den Anführungszeichen im Titel dieses Beitrags) zuerst: Inwiefern kann ‚der Nationalstaat‘ überhaupt ein sinnvoller Forschungsgegenstand sein? Empirisch kommt er ja zunächst nur im Plural und in Gestalt von inzwischen etwa 200 Staaten mit je eigenen Territorien, historischen, sozialen und kulturellen Besonderheiten vor. Wie Nationalismusforscher verschiedentlich bemerkt haben, lässt diese Vielfalt es zweifelhaft erscheinen, dass eine einzige Theorie mit einem einheitlichen Begriff all diesen Fällen gerecht zu werden vermag (zu diesem Zweifel z.B. Özkırımlı 2001; für einen aktuellen Überblick über das Theorieangebot Wimmer/Feinstein 2010). Gleichwohl, so meine erste These, ist der Nationalstaat auch im Singular ein legitimer Forschungsgegenstand, begreift man ihn in Anlehnung an Autoren wie Benedict Anderson (1983/2006) und Craig Calhoun (1997) als ein diskursives Modell, das seit dem 19. Jahrhundert weltweit zum „geistigen Diebstahl“ (Anderson) bereitsteht.1 Dieses Modell zeichnet sich gegenüber alternativen Formen und historischen Vorgängern dadurch aus, dass es die Verpflichtung auf Wohl und Interessen einer Nation zur Legitimationsgrundlage des Staates erklärt und umgekehrt diese Nation berechtigt, sich politische Souveränität zu suchen oder zu schaffen. Der Nationalismus, so Ernest Gellners berühmte Formel, fordert und legitimiert eine „Ehe“ von Staat und Nation (Gellner 1983).

Der Nationalismus, so Ernest Gellners berühmte Formel, fordert und legitimiert eine „Ehe“ von Staat und Nation.

Wie häufig übersehen wird, verknüpft das Modell aber nicht nur zwei, sondern drei Kernelemente: Es verknüpft (1) den Anspruch eines nationalen Kollektivs auf politische Souveränität, meist eigene Staatlichkeit (politisches Element) und (2) die Behauptung kultureller, ethnisch und / oder historisch begründeter Partikularität dieses Kollektivs (kulturelles Element) mit (3) der Vorstellung, dass die ganze Welt in Nationen mit eigenen politischen Ansprüchen und Kulturen unterteilt werden kann (internationales / universalistisches Element). Das dritte, universalistische Element verdient hier besonders hervorgehoben zu werden, da es nicht nur häufig vernachlässigt wird, sondern auch für eine Analyse der Beziehungen von Nationalstaat und Globalisierung von besonderer Bedeutung ist. „Nationalisten“, so fasst es ein Nationalismusforscher prägnant zusammen, „leben in einer internationalen Welt, und ihre Ideologie ist selbst eine internationale Ideologie“ (Billig 1995: 80).

Die Annahme eines abstrakten Modells, das von allen nationalistischen Bewegungen adaptiert und auf eigene Bedürfnisse, territoriale Lagen und kulturelle Traditionen angepasst werden kann, erlaubt (und erfordert) es, zwischen der Geschichte des Modells und der Entstehung und Entwicklung einzelner Staaten und Nationen scharf zu unterscheiden. Das Modell ist nicht weniger real als jene, aber es hat eine eigene Geschichte, die nicht in der Summe der Einzelgeschichten aufgeht, sowenig wie jene in der Geschichte des Modells. Der Bezug auf dieses diskursive Modell, so also meine erste These, erlaubt es, in einem soziologisch präzisen Sinn von „dem Nationalstaat“ zu sprechen.

2. These: Das immer-schon-globale Nationalstaatsmodell

Wie und wann hat sich dieses diskursive Modell historisch formiert? Folgt man Benedict Anderson, bildete es sich als Produkt des kommerziellen Buchdruck- und Zeitschriftenwesens des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts vor allem unter Führung der „kreolischen Pioniere“ in Nord- und Südamerika. Anschließend konsolidierte es sich im Europa des mittleren 19. Jahrhunderts in Form von zwei Submodellen, einem „offiziellen“, primär staatlich gelenkten, sowie einem „linguistisch-populären“ Modell. Diese beiden Modelle, so Anderson, konnten dann weltweit übernommen und auf lokale Verhältnisse angepasst werden (Anderson 1983 / 2006; für eine interessante Kritik aus post-kolonialer Perspektive Chatterjee 1993: 3–13). Hebt man das universalistische Element des Modells – also die Vorstellung, dass die ganze Welt aus Nationen und Nationalstaaten besteht bzw. bestehen soll – hervor und analysiert es im Licht der neueren globalhistorischen Forschung, wird dieses Bild nach meinem Eindruck mindestens teilweise korrigiert. Arbeiten von Globalhistorikern wie Manu Goswami (2002), Christopher Bayly (2004), Christopher Hill (2008) oder Jürgen Osterhammel (2009) legen insbesondere nahe, dass sich das universalistische Element nicht schon im frühen bis mittleren 19. Jahrhundert in Amerika und Europa konsolidiert hat, sondern erst im späten 19. Jahrhundert in einem immer-schon-globalen Prozess wechselseitiger Beobachtung, Imitation und Abgrenzung zwischen Staaten und nationalistischen Bewegungen.

In dieser These steckt eine medienhistorische Prämisse, die mir für die Einordnung und Gewichtung dieser Einsicht von zentraler Bedeutung zu sein scheint, in der Literatur allerdings noch kaum näher ausgearbeitet worden ist. Denn die Vorstellung eines globalen Prozesses zunehmender wechselseitiger Beobachtung, Imitation und Abgrenzung ist ja offensichtlich eng mit der Annahme neuartiger Beobachtungsverhältnisse verbunden, die sich mit dem „Weltverkehr“ (Wirth 1906) des späten 19. Jahrhunderts etablierten: Verkehrs- und Kommunikationstechnologien wie Eisenbahn, Dampfschiff, Telegraphie und Telefon, Doppelzylinderpresse, Nachrichtendienste und Tageszeitungen vervielfältigten die Gelegenheiten gleichzeitiger wechselseitiger Beobachtung und regten neben Diffusion im Sinne eines direkten Waren- und Ideentransfers, wie er schon seit Jahrtausenden üblich war, auch zu gleichzeitiger Imitation und Abgrenzung, Kooperation und Konflikt in einem globalen Beobachtungs- und Vergleichsumfeld an. Sie vermehrten und intensivierten damit auch die Möglichkeiten der Begegnung und Abgrenzung zwischen Staaten und nationalistischen Bewegungen.

Nationalisten leben in einer internationalen Welt und ihre Ideologie ist selbst eine internationale Ideologie.

Für die Geschichte des Nationalstaatsmodells war dies auch insofern bedeutsam, als sich unter diesen Bedingungen neue, globalisierte Varianten des Nationalismus entwickelten, die ihrerseits Modellcharakter annehmen konnten. Das gilt insbesondere für die Konfrontation zwischen einem westlichen „Expansionsnationalismus“ einerseits und einem anti-kolonialen, anti-imperialistischen „Abwehrnationalismus“ andererseits (Osterhammel 2009: 904) sowie für eine Art ‚Nationalismus nachholender Entwicklung‘, der in einer Schrift des Deutschen Friedrich List um 1840 erstmals ausformuliert worden war und bis heute eine wichtige ideologische Quelle eines ökonomisch motivierten Nationalismus geblieben ist (zu List Szporluk 1988; zu heutigen Formen von ‚ökonomischem Nationalismus‘ instruktiv Helleiner/Pickel 2005).

Erst unter diesen globalisierten Beobachtungsbedingungen, unter denen Staaten und nationalistische Bewegungen sich gleichzeitig in einem weltweiten Beobachtungs- und Vergleichsumfeld verorten und in wechselseitiger Abgrenzung profilieren konnten, konnte es naheliegen, das partikularistische Modell des Nationalismus nicht nur als ein europäisches und amerikanisches, sondern als ein universalistisches, die ganze Welt umfassendes und beschreibendes Modell aufzufassen (Goswami 2002). In diesem Sinne kann man heute in der Tat sagen, dass ‚der Nationalstaat‘ durch Globalisierungsprozesse nicht nur verbreitet, sondern überhaupt erst geschaffen worden ist.

3. These: Zur ‚Opazität‘ des Nationalstaats in der soziologischen Theorie

Diese neue, ‚globalisierte‘ Sicht auf die Entstehungsphase des Nationalstaatsmodells, und damit zu meiner dritten These, mag verstehen helfen, weshalb es der soziologischen Tradition bis heute so schwergefallen ist, die ‚nationale` Seite des Nationalstaats in ihren Theorien angemessen zu berücksichtigen. Statt partikularistischer Imitation und Abgrenzung in einem globalen Umfeld, Erklärungsfiguren, die um 1900 noch nicht zur Verfügung standen (zu dieser Beschränkung bei den Klassikern auch Robertson 1993), rückten Modernitätsdiagnosen wie Kapitalismus, Individualisierung, Arbeitsteilung, Rationalisierung oder funktionale Differenzierung zu den primären Erklärungsmodellen dieser Tradition auf, und rückte der Nationalismus als sekundäres, kompensatorisches (so in der Systemtheorie) oder transitorisches (so vor allem im  Marxismus) Phänomen in den Hintergrund. Das wohl folgenreichste Resultat dieser Gewichtung war, dass sich viele Soziologen die Welt bis heute so vorstellen, dass sich alle Staaten eigenständig entwickeln, dabei aber im Prinzip dem selben modernen Entwicklungspfad folgen. Friedrich Tenbruck hat diesbezüglich von einem „Dogma der internen Verursachung“ gesprochen (Tenbruck 1992), das im Kern besagt: Alle Staaten entwickeln sich gleich, aber jeder für sich, also auch mehr oder weniger unabhängig von historisch spezifischen Abgrenzungs- und Nachahmungskonstellationen.

Diese eigentümliche Mischung aus universalem und endogenem Entwicklungsmodell war insbesondere für die „nation building“-Literatur und Modernisierungstheorie der 1950er- und 60er-Jahre typisch (zum Überblick Knöbl 2001), ist aber ein Erklärungsprinzip, das sich durch die gesamte soziologische Theoriegeschichte von Durkheim bis heute verfolgen lässt (Smelser 1997). Zu ihm passt, dass der Begriff Gesellschaft, soweit für ihn überhaupt Verwendung war, mit dem Begriff des Nationalstaats meist mehr oder weniger gleichgesetzt wurde. Letzteres ist seit den 1970er-Jahren als „methodologischer Nationalismus“ vermehrt kritisiert worden (z.B. Smith 1983; Wimmer / Glick-Schiller 2002: 303), was mir jedoch, so berechtigt die Kritik der Vernachlässigung des Nationalismus in dieser Tradition ist, wenig geeignet erscheint, diese Argumentationslogik adäquat zu erfassen. Denn „methodologischer Nationalismus“ suggeriert ja, dass nationale Differenzen als unproblematisch unterstellt und als gegeben vorausgesetzt werden. Das aber ist in dieser Tradition nicht oder nur sehr eingeschränkt der Fall. Eher trifft die umgekehrte Formulierung zu: Es handelt sich um einen methodologischen Universalismus, der ein Modernisierungsmodell für alle vorsieht und zu endogenen Erklärungsmodellen sowie politisch-territorial limitierten Gesellschaftsbegriffen nur deshalb (und nur insoweit) tendiert, als er die durch partikularistische Abgrenzung und Nachahmung vermittelten exogenen Einflüsse zu unterschätzen neigt. Nur so wird übrigens auch verständlich, dass dieselbe Tradition auch Theorien der Weltgesellschaft hervorbringen konnte (klassisch Luhmann 1975; Stichweh 2000), in denen der Gesellschaftsbegriff ja gerade nicht mit den Grenzen des Nationalstaats zusammenfällt.

Der Nationalstaat ist durch Globalisierungsprozesse nicht nur verbreitet, sondern überhaupt erst erschaffen worden.

Aus diesen und anderen, hier nicht zu vertiefenden Gründen ist der Nationalstaat im Blick soziologischer Theoretiker von Marx, Durkheim und Weber bis zur heutigen soziologischen Systemtheorie eine „opake“, schwer einzuordnende – meist auf kompensatorische Funktionen reduzierte oder für transitorisch erklärte – Institution geblieben. Bis heute ist daher aus dieser Tradition keine überzeugende Theorie des Nationalismus hervorgegangen. Die Folgeprobleme dieses blinden Flecks, insbesondere ein mangelnder Sinn für die antagonistische (häufig kriegerische) Konstitution des Nationalstaats sowie für die Beharrungskräfte und Vitalität des Nationalismus, waren ein wichtiges Ausgangsdatum der neueren interdisziplinären Nationalismusforschung um Autoren wie Anthony Smith, John Breuilly, Craig Calhoun, Rogers Brubaker oder Andreas Wimmer, deren Einsichten in der neueren Globalgeschichtsschreibung aufgenommen und verfeinert werden (z.B. Smith 1983; Breuilly 1993; Brubaker 1996; 2009; Calhoun 1997; Wimmer 2002; für die Globalgeschichtsschreibung Bayly 2004: 199ff.).

Es könnte jedoch sein, dass über dieser berechtigten Kritik und der immer genaueren Erforschung von Ethnien, Nationen und nationalistischen Bewegungen bisweilen auch eine bewahrenswerte Stärke der soziologischen Theorietradition aus dem Blick geraten ist. Auf diese Möglichkeit hat Daniel Chernilo kürzlich in einer Neulektüre wichtiger Vertreter dieser Tradition aufmerksam gemacht. Chernilo betont, dass der traditionelle Sinn für die „Opazität“ des Nationalstaats auch eine konstruktive Seite hat, da er vor der Überschätzung des Nationalstaats als primäre oder einzige Ordnungsebene schützt und für die historischen Kontingenzen des Nationalstaatssystems sensibilisiert (2007). Mein Eindruck ist, dass dies für die künftige Erforschung des Nationalstaatssystems ebenso wichtig sein wird wie die Einsichten der neueren Nationalismusforschung in die antagonistische Konstitution des Nationalstaats und die Vitalität des Nationalismus – denn erst beide gemeinsam legen nahe, dass gerade im Zusammentreffen aus Stabilität (des diskursiven Modells) und Instabilität (einzelner Staaten; des Systems) die zentrale historisch-soziologische Fragestellung zur Beziehung von Nationalstaat und Globalisierung zu sehen ist.

4. These: Drei ‚Globalisierungen‘ des Nationalstaatsmodells

Dieser Gedanke leitet zu meiner Kernthese über. Aus der heutigen Globalisierungsforschung, so die These, lassen sich drei langfristige Globalisierungslogiken destillieren, deren Untersuchung dazu beitragen könnte, diese eigentümliche Mischung aus Stabilität (des Modells) und Instabilität (des Systems) zu erklären: (1) eine Logik partikularistischer Selbstbehauptung, die mit den Stärken einer austausch- und konflikttheoretischen Linie korrespondiert, wie sie in der historischen Globalisierungsforschung sowie in der amerikanischen historischen Soziologie (etwa bei Autoren wie Charles Tilly oder Michael Mann) dominiert; (2) eine Logik vertikaler Externalisierung, die auf eine kultur- und diffusionstheoretische Linie zurückgeht und heute vor allem von der neo-institutionalistischen World Polity-Forschung um John W. Meyer vertreten wird; schließlich (3) eine Logik horizontaler Externalisierung, die sich aus einer kommunikations- und differenzierungstheoretischen Linie entwickeln lässt, für die heute vor allem die systemtheoretische Weltgesellschaftstheorie steht.

In der Logik partikularistischer Selbstbehauptung erscheint der Nationalstaat als Resultat der Selbstabgrenzung und Selbstbehauptung von Staaten und nationalistischen Bewegungen, die sich in einem globalen Staats- und Nationalismusdiskurs in Imitation, Kooperation oder Konflikt begegnen. Die Fruchtbarkeit dieser Sicht hatte ich ja schon an der Entstehungsphase des Nationalstaatsmodells im späten 19. Jahrhundert, am Gegenüber von ‚Expansionsnationalismus‘ und ‚Abwehrnationalismus‘ sowie an der langen Geschichte des ökonomisch motivierten ‚Nationalismus nachholender Entwicklung‘ anzudeuten versucht. Sie könnte insbesondere erklären helfen, wie sich das universalistisch konzipierte, moderne Nationalstaatsmodell im späten 19. Jahrhundert formiert hat, welche Rolle Konflikte und Kriege beim Wandel des Modells im 20. Jahrhundert gespielt haben oder weshalb das internationale System lange (und von vielen sog. Realisten noch heute) primär als ein System „internationaler Beziehungen“ Nutzen maximierender Akteure in einem weithin anarchischen Umfeld begriffen wurde. Von dieser Logik sind zwei weitere zu unterscheiden, die ebenfalls im 19. Jahrhundert Fahrt aufnehmen, deren zunehmender Einfluss sich aber dann vor allem im 20. Jahrhundert bemerkbar macht. Ich möchte sie hier unter dem Titel doppelte Externalisierung des Nationalstaatsmodells zusammenfassen.

5. These: Zur doppelten Externalisierung des Nationalstaatsmodells

Der Begriff „Externalisierung“ soll darauf hinweisen, dass mit dem Weltverkehr des 19. Jahrhunderts, insbesondere mit der Telegraphie und weiteren elektronischen Kommunikationsmedien, nicht nur die direkten Kontakte und Beziehungen, Imitationen und Konflikte zwischen Staaten und nationalistischen Beziehungen zunahmen, sondern auch die Zahl und der Einfluss dritter Prozesse und Beobachter, die sich über bzw. neben dem Nationalstaatssystem einrichteten (zu theoretischen Aspekten dieses Arguments näher Werron 2010a). Der Einfluss dieser Dritten, so die fünfte These, prägt sich in zwei gut unterscheidbaren Formen aus.

Die erste Form, die vor allem von der neo-institutionalistischen World Polity-Forschung um John W. Meyer analysiert worden ist, kann man auch als vertikale Externalisierung bezeichnen: In dieser Perspektive erscheint der Nationalstaat als Produkt universalistischer Modelle moderner Staatlichkeit, die von internationalen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, Journalisten, Sozialwissenschaftlern und anderen „rationalisierten Anderen“ (Meyer 1994) entworfen und gleichsam von oben (vertikal) an alle Staaten herangetragen werden (Meyer u.a. 1997). Diese sog. World Polity oder Weltkultur konstruiert, legitimiert und stärkt Nationalstaaten als quasi-individuelle, staatlich-kulturelle Einheiten und fordert sie als verantwortliche Akteure, etwa als Schutzinstanz individueller und kollektiver Menschenrechte, florierender Volkswirtschaften, universaler Bildungssysteme und effektivem Umweltschutz (zum Überblick über diese Forschung Meyer 2010; zur Frühgeschichte auch Keck / Sikkink 1998: 39ff.). In dieser Sicht erscheinen Nationalstaaten weniger als harte „power container“ denn als „weichere“, „kulturellere“ Institutionen, die von außen geformt und legitimiert werden – was gut zu dem hier vorgeschlagenen Verständnis des Nationalstaats als diskursivem Modell passt, auch weil es wie dieses offen lassen kann, inwieweit die interne Praxis einzelner Staaten den von außen an sie herangetragenen Modellen tatsächlich entspricht.

Der Nationalstaat war nie so stark und homogen, wie er im Rückblick dargestellt wird.

Von dieser vertikalen Externalisierungslogik, die Nationalstaaten als quasi-individuelle Einheiten konstruiert und fordert, möchte ich eine horizontale Form unterscheiden. Sie ist in der These funktionaler Differenzierung angelegt (zu dieser Kernthese der systemtheoretischen Weltgesellschaftstheorie Luhmann 1975; Stichweh 2000, 2008), in der differenzierungstheoretischen Tradition aber noch kaum begrifflich ausgearbeitet und historisch konkretisiert worden. Hier geht es um die Institutionalisierung und Instrumentalisierung nationaler Symbolik und staatlicher Regulierungskapazitäten in globalen Feldern bzw. Funktionssystemen, z.B. um die Regulierung globaler Finanzmärkte (Sassen 2000) oder globaler Patentrechtssysteme (Mersch 2005), aber auch um „nation brands“ in Wirtschaft und Tourismus (True 2005; Fan 2006), um die nationale Identifikation mit Sportlern und Sportmannschaften (Keys 2006; Bairner 2001), um Selektionskriterien der Nachrichtenberichterstattung (Yumul / Özkırımlı 2000), um Vergleichskategorien von Literaturkritikern (Casanova 2004), um den „methodologischen Nationalismus“ von Soziologen und Sozialwissenschaftlern (Wimmer / Glick Schiller 2002), kurz: Um globale Felder, denen nationale Institutionen und Symbolik je nach Bedarf, Gelegenheit oder historischer Gewohnheit ein- und untergeordnet werden können. In all diesen Bereichen haben sich universalistische Formen der Produktion des Partikularen etabliert, die nationale Grenzen und Identitäten sowohl produzieren und institutionalisieren als auch instrumentalisieren und relativieren – womit sie zu dem paradoxen Eindruck, dass Globalisierungsprozesse gleichermaßen zur Stärkung und Schwächung des Nationalstaats führen können (Robertson 2001, Sassen 2005), maßgeblich mit beitragen dürften.

„Vertikale“ und „horizontale“ Externalisierungslogiken teilen die Eigenschaft, gleichsam von außen an der Modellierung des Nationalstaatsmodells mitzuwirken, und während die Stärke des austausch- und konflikttheoretischen Verständnisses sich in der Entstehungsphase des Nationalstaatsmodells Ende des 19. Jahrhunderts gezeigt hat, scheinen mir diese Externalisierungslogiken vor allem zur Erklärung des Wandels des Modells im 20. Jahrhundert unentbehrlich zu sein. Nur über eine historische Rekonstruktion dieser beiden Logiken dürfte sich insbesondere die allmähliche Wandlung des um 1900 vorherrschenden expansiv-imperialen Modells des Nationalstaats, das letztlich nur große und starke Staaten für überlebensfähig hielt (Hobsbawm 1990: 30ff.), zum heutigen, von globalen Erwartungen geformten Modell erklären lassen, das Michael Mann treffend als „modest nation-state“ bezeichnet hat (Mann 1997: 476): Ein bescheidenes Modell, das Nationalstaaten für souverän erklärt, sie aber auf Respekt vor den „Selbstbestimmungsrechten“ immer neuer Kollektividentitäten verpflichtet, das kleine Staaten für überlebensfähig hält und den Status von Nationalstaaten weniger an territoriale Größe und militärische Triumphe als an Modernisierungserfolge und prestigeträchtige Leistungen wie wachsende Volkswirtschaften, Nobelpreise, Goldmedaillen oder steigende Bildungsniveaus knüpft.

6. These: Zur ‚globalen Banalisierung‘ des Nationalstaatsmodells

Damit zur sechsten und vorletzten These, die eine mediensoziologische Pointe, die uns implizit bereits mehrfach begegnet ist, noch einmal ausdrücklich hervorheben soll. Unter dem Titel „banal nationalism“ hatte Michael Billig vor einigen Jahren kritisiert, dass sich die Nationalismusforschung lange zu sehr auf die „heißen“, d.h. ideologisch auffälligen und gewaltbereiten Formen des Nationalismus konzentriert, und die „banalen“, unauffälligen, alltäglichen Formen vernachlässigt habe (Billig 1995; zur Theoretisierung auch Özkırımlı 2005: 162ff.). Für Soziologen und andere Intellektuelle, so Billigs treffende Diagnose, ist Nationalismus bevorzugt der Nationalismus der anderen, der Chauvinisten, ideologisch Verbohrten, von der Modernisierung Überforderten. Demgegenüber zeigt Billig, dass die unauffällige, alltägliche Verwendung nationaler Symbolik – vom Gebrauch unscheinbarer Wörter wie „wir“ und „uns“ in den Massenmedien über nationale und internationale Statistiken und den Gesellschaftsbegriff der Sozialwissenschaften bis zur nationalen Identifikation bei Sportwettkämpfen – gerade in scheinbar ent-nationalisierten westlichen Staaten eine unausweichliche, alltägliche Interpretationsfolie darstellt. In diesem Sinne, könnte man Billigs Diagnose auch paraphrasieren, sind wir alle Nationalisten.

Historische Analysen der oben angedeuteten Externalisierungslogiken könnten nun zeigen, dass diese unauffällige Kraft des Nationalismus nicht nur in ‚endogenen‘ nationalen Prozessen verankert ist, sondern auch von ‚exogenen‘ globalen Prozessen angeregt und reproduziert wird. Mit Blick auf solche Prozesse möchte ich vorschlagen, von einer globalen Banalisierung des Nationalen zu sprechen, deren Formen, Dynamik und Relevanz immer auch mit der Dynamik öffentlicher Kommunikationsprozesse zu tun haben, die dem Nationalen globale Sichtbarkeit verleihen. Die Geschichte der Beziehungen von Nationalstaatsmodell und Globalisierung müsste daher nach meinem Eindruck mit noch mehr Interesse für die differenzierten Effekte elektronischer Verbreitungsmedien seit Mitte des 19. Jahrhunderts erzählt werden – und zwar, dies sei mit Blick auf den Forschungsstand in der soziologischen Systemtheorie hervorgehoben, ohne dieses Interesse sogleich auf ein Funktionssystem der Massenmedien zu reduzieren (zu diesem Argument näher Werron 2010b). Vielmehr dürfte gerade die Differenzierung in eine Vielzahl spezialisierter Teilöffentlichkeiten mit je eigenen Publika und je eigenen Kriterien für die Deutung und Institutionalisierung nationaler Differenzen entscheidend dazu beigetragen haben, dass die dem Nationalstaatsmodell inhärente partikularistisch-universalistische Weltsicht – die Vorstellung, dass sich die gesamte Welt aus Nationen und Nationalstaaten zusammensetzt – zu einer alltäglichen, selbstverständlichen und in diesem Sinne „banalen“ Hintergrundvorstellung geworden ist. Zugleich werden nationale Symbole und Regulierungsressourcen im Rahmen solcher globalen Banalisierungen des Nationalen ja nur als eine Ressource unter vielen begriffen und entsprechend relativiert.

Dieses Zusammentreffen von alltäglicher Institutionalisierung und Relativierung spricht dafür, dass wir vor allem solche Prozesse genauer untersuchen müssten, um den paradoxen Eindruck zu erklären, dass ‚der Nationalstaat‘ durch ‚die Globalisierung‘ sowohl gestärkt als auch relativiert wird. So gesehen verdanken sich Beharrungskraft und Vitalität des Nationalismus (sowie die Instabilität des Nationalstaatssystems trotz Unangefochtenheit des Nationalstaatsmodells) nicht allein einem allen Kollektividentitäten angeblich eigenen Authentizitätsanspruch (Smith 1979: 186), und auch nicht allein einer Kompensationsreaktion kollektiver Identitätsbedürfnisse auf die entwurzelnden Konsequenzen der kapitalistischen Globalisierung (Castells 1997). Sie sind vielmehr offenbar auch als Produkte globaler Prozesse zu erklären, die das Nationalstaatssystem in einer Art stabilen Unruhe halten, indem sie bestehende Nationalstaaten legitimieren und zugleich zur Bildung und politischen Aktivierung immer neuer kollektiver Identitäten anregen.

7. These: Der schon-immer-nicht-ganz-so-homogene Nationalstaat

Diese Überlegungen summieren sich zu einer Einsicht, die den Ausgangspunkt und das Motiv für engere Kontakte zwischen soziologischer Theorie, historischem und zeitdiagnostischem Globalisierungsdiskurs bilden könnte. Ich habe den modernen Nationalstaat hier (1) als diskursives Modell beschrieben, das (2) im 19. Jahrhundert unter immer-schon-globalen Bedingungen entstanden ist und (3) seitdem zunehmend von externen globalen Prozessen legitimiert und banalisiert, aber auch instrumentalisiert und relativiert worden ist. Berücksichtigt man solche Prozesse, zeigt sich, (4) dass der Nationalstaat als abstraktes Modell seit langem stabil (wenn auch wandelbar), als System konkreter einzelner Staaten dagegen von Beginn an (wenn auch aus veränderlichen Gründen) dynamisch und instabil ist. Offen und zu erklären wäre, wie diese eigentümliche Kombination aus Stabilität und Instabilität entstanden und wie sie sich seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert entwickelt hat.

Akzeptiert man diese historische Forschungsperspektive, wird deutlich, dass die Irrtumsgefahr soziologischer Zeitdiagnosen, die einen aktuellen Umbruch von einem nationalen zu einem globalen Zeitalter postulieren, weniger darin liegt, heutige Globalisierungsdynamiken zu übertreiben, als darin, die frühere Stärke und Homogenität des Nationalstaats zu überschätzen (so auch Mann 1997; Hutchinson 2005; Eisenstadt 2006). Der Nationalstaat war nie ein homogener, Land und Leute umfassend beherrschender, räumlich und kulturell integrierter „power container“, der nun in Auflösung begriffen ist, sondern immer schon ein durch globale Imitationen und Konflikte entstandenes, ideologisch mythologisiertes, öffentlich „banalisiertes“ und extern legitimiertes und instrumentalisiertes Modell. Gerade soziologische Zeitdiagnostiker, die von der Überwindung des Containermodells seit dem Zweiten Weltkrieg oder den 1980er-Jahren sprechen, arbeiten daher häufig selbst an der nachträglichen Mythologisierung des Nationalstaats mit, indem sie ihm im Rückblick eine Geschlossenheit zuschreiben, die er nie oder allenfalls unter sehr spezifischen regionalen Bedingungen gehabt hat (Chernilo 2006), und versäumen es zugleich, die Globalisierungsprozesse näher zu untersuchen, die diesen Mythos noch immer lebendig halten.

Mit anderen Worten: Der Nationalstaat ist kein Container, der sich jetzt aufzulösen beginnt, er ist nie ein Container gewesen. Er war vermutlich nie so stark und homogen, wie er im Rückblick häufig dargestellt wird, und ist vermutlich heute nicht so schwach und inhomogen, wie er im Licht angeblicher früherer Stärke erscheinen mag. Im Hinblick auf die Überwindung der eingangs skizzierten Differenz zwischen historischem und zeitdiagnostischem Globalisierungsdiskurs legt dies zwei vorläufige Schlüsse nahe: Erstens, dass eine Globalisierungstheorie, die sich kompetent zur heutigen Lage des Nationalstaatssystems äußern will, ‚den Nationalstaat‘ als Produkt langfristiger historischer Globalisierungsprozesse analysieren muss; und zweitens, dass nur die nähere Untersuchung dieser vielfältigen historischen Prozesse wird klären können, inwiefern es gerechtfertigt ist, ihn auch als Opfer ‚der Globalisierung‘ zu sehen.

Anmerkung

1 Benedict Anderson spricht von einer „modularen“ Form der Nation, Craig Calhoun von einer „diskursiven Formation“ des Nationalismus (Anderson 1983/2006; Calhoun 1997; auch Özkırımlı 2005: Nationalismus als Diskurs; Richter 1996: Nation als „Form“). Ich ziehe „diskursives Modell“ vor, um Modell- und Diskurscharakter, die in den anderen Begriffsvorschlägen separiert werden, zu verknüpfen.

Literatur

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Tobias Werron, geboren 1970, ist seit 2009 Akademischer Rat auf Zeit an der Soziologischen Fakultät der Universität Bielefeld. Hauptforschungsinteressen: Soziologische Theorie, Theorie der Weltgesellschaft, Rechts- und Sportsoziologie. Zuletzt erschien Der Weltsport und sein Publikum. Zur Autonomie und Entstehung des modernen Sports (Weilerswist: Velbrück, 2009) und der gemeinsam mit Stefan Nacke und René Unkelbach herausgegebene Band Weltereignisse. Theoretische und empirische Perspektiven (VS Verlag, 2008).

Quelle: Recherche 1/2011

Online seit: 30. Oktober 2019